Lilith, Kali

Lilith, Kali

Ich bin gerade ziemlich wütend, wie ich das schreibe – auf all die Frauen, die es denjenigen Frauen, die sich aus dem Patriarchat in Richtung Emanzipation und Feminismus heilen und entwickeln schwer machen. Sie bleiben in einem System, wo Frau und Mann nie Liebe erfahren können, beide nicht, weil sie nicht dort stehen, wo sie real stehen, auf einer Ebene. So lange es ein Machtgefälle zwischen den beiden Geschlechtern gibt, kann das, was Liebe ist, nicht erfahren werden, da Liebe nicht sein kann, wo Unterdrückung, Dominanz, Druck und Macht ist. Deswegen bin ich auch nicht für ein Matriarchat, weil auch hier nicht beide auf einer Ebene stehen.

Wahrscheinlich bin ich deswegen wütend auf diese Frauen, weil ich stark in einem patriarchalen Weltbild festgesteckt bin, Jahre gebraucht habe, um aussteigen zu können und deswegen niemanden rund um mich brauchen kann, der mich darin nicht stärkt. Anders gesagt, ich bin selbst erst frisch in den Zielen Emanzipation und Feminismus angekommen und Frauen zu sehen, die im Patriarchat bleiben, von Männern dafür angehimmelt werden, weil sie dienen, lässt einen Teil in mir aufhorchen, warum sie dafür belohnt werden, wenn das alles doch letztlich beiden nicht die Erfahrung von Liebe ermöglicht. Ich brauche jedoch maximal ein paar Jahre zu warten und diese Frauen stehen nicht mehr auf einem Podest, sondern befinden sich mittlerweile komplett in der Rolle der Dienerin. Strahlen tun sie nicht mehr, aussteigen aber auch nicht, sondern sie verharren vor sich hinleidend in einem patriarchalen, toxischen Umfeld, in dem sie sich selbst nicht ausdrücken und nicht leben können.

Es ist interessant. Ich merke gerade, dass meine Wut zwei Dinge betrifft. Erstens bin ich wütend auf diese Frauen, weil sie als Frau keine Unterstützung bzgl. Emanzipation und Feminismus einer anderen Frau bzw. allen anderen Frauen geben, ein schlechtes Vorbild für andere sind und sie schwächen und zweitens bin ich wütend auf sie, weil sie sich selbst nicht leben, nie sich selbst kennenlernen werden und ihnen und uns allen ihr höchstes Potenzial vorenthalten. Wenn sie jedoch all das nicht tun, dann sind sie wohl nicht reif, es zu tun.

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung ist meine Wahrheit, dass Frauen Entwicklungsstufen bzw. Reifegrade hinsichtlich Emanzipation und Feminismus durchlaufen. Für mich persönlich, weil ich das so erfahren habe, ist in der Frau wenig Selbsterkenntnis, so lange sie die Rolle der Dienerin im Patriarchat einnimmt, um ein kleines bisschen scheinbare Liebe am Anfang des Kennenlernens zu erhalten. Wenn diese erste Phase vorbei ist und sie immer mehr merkt, dass sie nur noch dazu da ist, die Bedürfnisse des Mannes zu stillen, in welchem Bereich auch immer und wie diese Bedürfnisse auch aussehen mögen, aber sie bleibt, ist sie für mich persönlich ein Mädchen und keine Frau, sie ist die Entwicklungsstufen hin zu Emanzipation und Feminismus noch nicht gegangen und möchte sie wohl auch nicht gehen, sie ist wohl nicht fähig und nicht reif, sie zu gehen, sie bleibt und leidet vor sich hin. Ich merke gerade, von diesen Frauen darf ich mich innerlich abgrenzen und sie loslassen, weil man kann niemanden zum Glück zwingen.

Wenn jedoch eine andere Frau genau dasselbe erfährt, die erste Phase der scheinbaren Liebe im Patriarchat ist vorbei, die Frau erkennt, dass sie von Anfang an nur als Dienerin fungieren sollte, aber es macht sich etwas in ihr bemerkbar. Etwas erhebt sich, sie kann diese Situation nicht länger ertragen, alles in ihr sehnt sich nach Freiheit und dem Ausstieg aus dem Patriarchat, dann hat diese Frau auf jeden Fall die Reife, die Entwicklungsstufen in Richtung Emanzipation und Feminismus gehen zu können, später mit einem Mann in eine Beziehung zu gehen, der selbst diese innere Entwicklung erfahren und durchlaufen hat, dass er erkannt hat, dass im Patriarchat Liebe zwischen Frau und Mann nicht erfahren werden kann. Diese beiden Emanzipierten, die Feministin, der Feminist, können dann etwas Neues erfahren, das ist dann kein Patriarchat mehr, es ist auch kein Matriarchat, es ist Gleichstellung, Gleichberechtigung, Gleichheit, Respekt, Liebe.

Eine Frau, die nicht die Reife hat, eine innere Emanzipation hin zum Feminismus in sich durchzuarbeiten, nenne ich in diesem Zusammenhang Eva und eine Frau, die aus der im Patriarchat für sie festgelegten Dienerrolle aussteigen möchte, Lilith und Kali.

Der Name Eva kommt uns spätestens aus der Bibel bekannt vor und wenn du dich mit dem Thema Emanzipation und Feminismus bereits beschäftigt hast, ist dir vielleicht auch der Name Lilith aufgefallen. Ich möchte in diesem Tagebucheintrag nicht näher auf die mythische Geschichte zwischen Lilith, Eva und Adam eingehen, sondern Entwicklungsstufen und Reifegraden, die ich selbst erfahren habe, einen Namen zuordnen. Ich persönlich kann mich mit dieser Erzählung identifizieren, war selbst nie eine Eva, sondern immer eine Lilith und Kali, aber sehr, sehr, sehr selbstzweifelnd und unsicher innerhalb des Patriarchats darin, so eine andere Art von Frau und Weiblichkeit zu leben, als das Patriarchat eine Frau und Weiblichkeit definiert. Kali ist in diesem Zusammenhang eine indische Göttin, die der mythischen Erzählung nach u. a. den Männern die Köpfe abschlägt, als Metapher für ihr Ego, und diese Köpfe als Halskette trägt.

Das hört sich alles heftig an, beschreibt mich als Frau und meine Weiblichkeit jedoch sehr gut – vor allem, wenn Männer mir gegenüber Masken tragen, nicht authentisch mit mir sind und mich zu jemandem verbiegen möchten, der ich nicht bin, letztlich drücke ich mich aber friedvoll aus. So, wie Lilith dargestellt wird, war auch ich mein ganzes Leben lang nicht bereit, mich einem Mann unterzuordnen, habe das Patriarchat immer als ein System angesehen, in dem Liebe nicht entstehen kann, war immer lieber unabhängig und frei von Männern, als in einer Beziehung zu sein und zu bleiben, in der mir ein Rollenbild umgehängt wurde, das nicht ich war und dass ich längerfristig wo geblieben wäre, wo es für mich nicht gepasst hat.

Die Sache ist, dass ich nicht mit einem Patriarchen zusammenpasse und ein Patriarch nicht mit mir, es sind einfach völlig unterschiedliche Weltbilder und Werte, die nicht zusammen in einer Beziehung sein können. Ich habe mich innerlich von diesen Männern ebenso abgegrenzt und sie losgelassen, wie ich es oben beschrieben mit den Evas gemacht habe.

Mein Tagebuch hat mir wieder einmal geholfen. Ich bin jetzt nicht mehr wütend auf die Evas dieser Erde, auch nicht auf die Adams und habe erkannt, dass ich ohne Schuld, Scham oder schlechtes Gewissen eine Lilith und Kali sein und meine ganz eigene Art von Frau und Weiblichkeit leben darf.

Hinweis
Dieser Tagebucheintrag ist nicht dazu gedacht, die allgemeinen Namen Lilith, Kali, Eva oder Adam in irgendeiner Weise negativ zu bewerten.

Sie,
kuschelig, wie eine Decke,
weiche Augen, die tief in deine Seele blicken,
wunderschön komplex,
hat ihren eigenen Kopf,
ihre eigene Meinung,
ihre eigene Wahrheit,
ihre Authentizität führt dich nach Hause,
ihre Integrität fordert deine Seele ans Licht,
lüge sie nicht an, sie durchschaut dich,
trage keine Maske, sonst zeigt sie sich nicht,
lebe Liebe, sonst geht sie.

Ich bin da für dich.

Da für dich Ausbildung

Alles Liebe
Verena

Hinweis
Heilung, heilen, heilend, heilsam usw. ist i. S. von Ganzwerdung zu verstehen. Ich weise darauf hin, dass ich nicht die Tätigkeit einer Psychotherapeutin oder Ärztin ausübe. Ich bin eine spirituelle Lehrerin. Alles, was ich weitergebe, ist meine eigene Wahrheit.

Bildquelle: Pexels (Nachtrag 12.09.2022: nicht mehr abrufbar)